“Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.“
Dieses Leitmotiv der Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung beschreibt auch das neue Leitbild eines modernen Gesundheitsmanagements, für das Präventologinnen und Präventologen kompetente Dienstleister sind.
Die internationalen Organisationen der Gesundheitspolitik sehen inzwischen Gesundheit als Ressource und Produktivfaktor für die gesellschaftliche Entwicklung und nicht mehr nur als Kostenfaktor oder Produkt medizinischer Dienstleistung. In den letzten 20 Jahren, hat sich ein globaler Diskussionsprozess entwickelt, der diese neue Sichtweise in politische Programme einbindet:
verknüpfen eine globale Wertorientierung mit lokalem Handeln . Beide Leitbilder setzen auf kommunale und regionale Aktionen und konzipieren eine ganzheitliche und neue Politik der Beteiligung. Die konkreten Projekte der "Gesundheit 21" und der "Lokalen Agenda 21" mobilisieren Bürgerinnen und Bürger in ihren sozialen Gemeinschaften, damit sie Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität erhalten und stärken können. Dort, wo die Menschen leben, arbeiten und ihre Verhältnisse richten, erreichen sie durch Selbstorganisation und eigenes Handeln soziale Fortschritte. Ihre Helfer und Partner sind dabei die Präventologinnen und Präventologen, die in unterschiedlichen lokalen Netzwerken oder Organisationen tätig sind.
Der in WHO-Programmen erfolgreich erprobte "Setting-Ansatz" für Städte, Dörfer, Schulen, Betriebe oder Unternehmen stellt das Instrumentarium und die Methodik bereit, mit denen Gesundheitsförderung praktisch umgesetzt werden kann. Präventologinnen und Präventologen zeichnen sich dabei durch eine besondere kommunikative und soziale Kompetenz aus. Sie sind vor allem Beziehungsspezialisten.
Die Qualität der menschlichen Beziehungen bildet nach den Erkenntnissen der Human- und der Biowissenschaften den wichtigsten Einzelfaktor, der über die Gesundheit oder Krankheit eines Individuums entscheidet. Die Beziehungskrankheiten sind in der Kommunikationsgesellschaft an die Stelle der Infektionskrankheiten des letzten Jahrhunderts getreten und Beziehungslosigkeit ist der gefährlichste Krankheitserreger der modernen Welt und Beziehungsfähigkeit das Antibiotikum der Wissensgesellschaft.
Eine offene Kommunikations- und Kooperationskultur innerhalb der Professionen und Institutionen der Prävention und Gesundheitsförderung oder ein lebendiges gegenseitiges Beziehungsnetz hilft allen beteiligten Personen. Präventologinnen und Präventologen gestalten lernende Organisationen und lernende Systeme. Dies unterscheidet sie grundlegend von der Verkrustung, der Kooperationshemmung und den Kommunikationsmängeln des bestehenden Gesundheitswesens.