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Nachruf: Kurt Zänker

Er war ein Pionier und Wegbereiter für eine ganzheitliche Medizin, die menschlich denkt und handelt. Am 30. Januar 2021 starb unerwartet und überraschend unser Freund und Partner Kurt Zänker. Kurt Zänkers Arbeit trug wesentlich zum wissenschaftlichen Image der Universität Witten/Herdecke bei.

Nachruf: Kurt Zänker

Kurt Zaenker 386Er war ein Pionier und Wegbereiter für eine ganzheitliche Medizin, die menschlich denkt und handelt. Am 30. Januar 2021 starb unerwartet und überraschend unser Freund und Partner Kurt Zänker.

Er war seit 1987 Leiter des Instituts für Immunologie und Sprecher des Zentrums für biomedizinische Ausbildung und Forschung (ZBAF) - School of Life Sciences der Universität Witten/Herdecke. Aktuell forschte er intensiv über Möglichkeiten der therapeutischen Hilfe für Covid-19 Kranke.

Hunderte von wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Kommunikation und Interaktion von Zellen und Organismen, zur Genaktivierung und biologischen Wechselwirkung auf molekularer Ebene und zur Wirkungsweise der psychoneuroimmunologischen Systeme begründeten seinen weltweiten Ruf als innovative und visionäre Forscherpersönlichkeit.

Kurt Zänkers Arbeit trug wesentlich zum wissenschaftlichen Image der Universität Witten/Herdecke (UW/H) bei. Diese private und öffentlich finanzierte Hochschule hat vielfältige Impulse für ein gutes und zukunftsfähiges Gesundheitswesen eingebracht. Der Modellstudiengang Medizin hat die gesamte Medizinerausbildung in Deutschland reformiert, die Pflegewissenschaften wurden von dort auf den Weg gebracht, die Gesundheitswissenschaften und die Versorgungsforschung innovativ ausgebaut.

Die Psychoneuroimmunologie (PNI) als aufstrebende Wissenschaftsdisziplin war Kurt Zänkers besondere Leistung. Gemeinsam mit Christian Schubert begründete er den PNI-Kongress in Innsbruck, der dieses Jahr zum dritten Mal stattfindet. Er signalisiert einen Aufbruch in eine neue Medizin, die unsere gängigen Ansichten von Gesundheit und Krankheit grundlegend verändert: „Soziale Beziehungen, Psyche und die verschiedenen Subsysteme des menschlichen Organismus, allen voran Nerven-, Hormon- und Immunsystem sind unauflösbar miteinander verbunden und in komplexen Netzwerken organisiert – und das über die gesamte Lebensspanne hinweg. Die Funktionalität und das Zusammenspiel dieser Netzwerke entscheiden darüber, ob ein Mensch gesund bleibt oder krank wird, sich vital oder erschöpft fühlt, langsam oder schnell altert.“ Der PNI Kongress in Innsbruck entwickelt sich zum zentralen Knotenpunkt für die Netzwerke einer salutogenen und ganzheitlich orientierten Gesundheitsversorgung.

Die wegweisenden Titel dieses Kongresses wie „Psychoneuroimmunologie im Lauf des Lebens - Aufbruch zu einer neuen Medizin“, „Das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren
Wege zu einer neuen Medizin“ oder „Gesundheitselixier Beziehung“ vermitteln ebenso eine neue Denk- und Handlungswelt wie die Vortragstitel, die Kurt Zänker gerne wählte: „Vom Medikament zum heilsamen Wort und zurück“, „Ist der Heilige Geist ein Epigenetiker?“ oder „Vom heiligen Wort zum heilsamen Wort – oder was uns die moderne, ganzheitliche naturwissenschaftliche Medizin für Gesundheit und Krankheit lehrt“. Die Forschungsergebnisse der PNI zeigen, dass die Einbettung in familiäre, soziokulturelle und spirituell-religiöse Kontexte für die Gesundheit und Krankheit der Menschen entscheidende Bedeutung besitzt und emotionale Bedingungen ebenso wichtig sind wie körperliche Voraussetzungen. Gesundes Leben wird davon bestimmt, wie die Beziehungen zwischen den Menschen und zur Natur gelingen und wie wir eine Kultur der Menschlichkeit realisieren können. Prävention und Gesundheitsförderung entscheiden künftig über gesunde Gesellschaften und die Fähigkeit zum sozialen Vertrauen, das die Angst vor Viren und anderen Krankheitserregern bewältigen lässt.

In seinem populären Taschenbuch „Das Immunsystem des Menschen: Bindeglied zwischen Körper und Seele hat Kurt Zänker bereits 1996 leicht verständlich beschrieben, wie das menschliche Immunsystem funktioniert und wie eine ganzheitliche Heilkunde auch naturwissenschaftlich begründet ist. Psychotherapie wirkt auf das Immunsystem, Seele und soziales Umfeld haben Einfluss und Bedeutung. Infektionskrankheiten, Entzündungen oder Krebs treten häufiger auf, wenn die Menschen mit sich selbst, ihrer Lebenswelt und der Natur nicht im Reinen sind. Psychische und soziale Einflüsse verändern individuelle wie soziale Körper. Der Leib steht mit dem seelischen und sozialen Leben in einer interaktiven Beziehung.

Bescheiden und zurückhaltend, leise und unauffällig hat Kurt Zänker sein Leben für Forschung und wissenschaftliche Erkenntnisse eingesetzt. Seine beharrliche und nachhaltige Lebensleistung für eine bessere Medizin und Gesundheitsförderung wird über seinen Tod hinauswirken. So still und friedlich, wie er bis zuletzt wissenschaftlich und medizinisch arbeitete, hat er nun daheim im Kreis seine Familie sein eigenes Leben abgeschlossen. Er war zufrieden damit, dass uns seine schwere Krankheit völlig verborgen blieb und sein Sterben ohne viel Aufhebens und unerwartet schnell erfolgte.

Kurt Zänkers Tod geht uns nahe, wir vermissen einen verlässlichen Freund und einen geistig bewegenden Partner im Ringen um eine menschliche Welt. Mit Dank und Respekt nehmen wir von ihm Abschied, mit Trauer im Herzen und dem Wissen darüber, dass Kurt Zänker uns fehlen wird. Beim kommenden PNI Kongress in Innsbruck wird uns der Verlust besonders schmerzlich zum Bewusstsein kommen, wir werden an ihn denken und seinen Dienst für die Zukunft der Psychoneuroimmunologie, für Prävention und Gesundheitsförderung würdigen und ehren.

Ellis Huber
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Buchtipp

Kurt Zänker: Das Immunsystem des Menschen

Ein leicht verständlich geschriebenes Taschenbuch, in dem Professor Kurt Zänker bereits vor 25 Jahren nicht nur das Immunsystem als Bindeglied zwischen Körper und Seele beschreibt, sondern bereits auch die ersten zarten Anfänge der Psychoneuroimmunologie vorstellt und erläutert.

Thematisiert werden auch die negativen Auswirkungen von Stress auf das Immunsystem und die positive Wirkung von Entspannung und psychologischen Interventionen, die wir heute eher Selbstmanagementprogramme / Entwicklung von Gesundheitskompetenz nennen würden.

Am Ende seines Buches schreibt Zänker: „Die Faszination des immunologischen „Zugs“ liegt auch darin begründet das die Wahrnehmung von Dingen, das das Zulassen und Bewusstwerden von Gefühlen diesen Zug entscheidend mitlenkt.“ Dies trifft in Zeiten von Corona und anderen Pandemien besonders auf Gefühle wie Angst und Stress zu.

Autor: Kurt Zänker

Verlag: C.H.Beck 1. Edition (23. September 1996)

ISBN: 978-3406410499